1833 Niederländer

1833
Grundriss des 1. Obergeschosses

Westwand

Nordwand

Ostwand


Rubens
im Zentrum

Der erste Gemäldesaal war 1833 der niederländischen Malerei gewidmet. Es dominierten Porträts, Figuren- und Viehstücke, Landschaften sowie Stillleben – Bildgattungen also, die im Verständnis der akademischen Kunsttheorie nur eine untergeordnete, dienende Funktion besaßen.

Weiterlesen

Der Besucher begegnete der ranghöchsten Bildgattung, dem biblischen Historienbild, nur an einer Stelle: Auf der Nordwand rechts neben dem Eingang waren Rembrandts Gemälde „David spielt die Harfe vor Saul“ (Inv. Nr. 498) und Rubens’ „Entwurf für das Hochaltarbild der Augustinerkirche in Antwerpen“ (Inv. Nr. 464) ausgestellt. Ihre Anordnung ermöglichte einen direkten Vergleich der beiden Maler, welche insbesondere nach der Unabhängigkeit Belgiens 1830 als Protagonisten der holländischen bzw. flämischen Kunst betrachtet wurden.

Peter Paul Rubens ragte jedoch im „Niederländischen Saal“ heraus: Ihm wurden noch weitere prominent platzierte Gemälde zugewiesen, deren Zuschreibung sich heute allerdings geändert hat. So hing in der oberen rechten Ecke der Südwand das (heute als Werk der Rubens-Schule geltende) „Bild eines Pferdes“ (Inv. Nr. 246), „Rubens’ Kind“ (Inv. Nr. 763, jetzt als Cornelis de Vos) war in der Mitte der westlichen Wand angebracht. Seine „Eltern“ hingen ihm gegenüber: Denn mit Frans Hals’ Porträtpaar meinte man über Bildnisse von Rubens und seiner ersten Gattin zu verfügen (Inv. Nr. 77 und 78).

Mary Ellen Best, Ansicht des Niederländersaals im Städelschen Kunstinstitut, 1835, Aquarell und Deckfarben, Foto: Archiv des Städel Museums, Frankfurt am Main

Dekoration
Pflanzen und Frauen

Die Decke des Raumes war mit Pflanzenranken und weiblichen Aktfiguren geschmückt. Diese „natürliche“ Ornamentik deute „die Richtung des späteren Mittelalters an, welche theils naturgetreue Darstellung des gewöhnlichen Lebens verfolgte, theils sich dem Einfluss der italienischen Kunst ergab“, interpretierte das Verzeichnis von 1835.

Gemeint war eine kunsttheoretische Abwertung. Die holländische und flämische Malerei vor allem des 17. Jahrhunderts betrachtete man im Vergleich zur religiösen und mythologischen Historienmalerei Italiens als defizitär. Da sie die Natur oder auch andere Kunst angeblich nur sklavisch nachahmte, entbehrte sie jeder Eigenständigkeit und Bedeutung. Aus dieser Perspektive war es konsequent, dass die Niederländer den programmatischen Auftakt darstellten. Die Raumabfolge in der Neuen Mainzer Straße lief auf den Höhepunkt Italien zu, der im Durchblick durch den Altdeutschen-Saal schon zu erahnen war.