Der kleine Oberlichtsaal im Westen versprach ein intensives Erlebnis italienischer Malerei. Die äußerst kontrastreich gehängten Ensembles schlugen überraschende Bögen vom späten 14. Jahrhundert zum Barock und luden zum Vergleichen ein.
Im Zentrum stand Morettos Altarbild mit den vier lateinischen Kirchenvätern. Es bildete den Endpunkt des Gangs durch den Westflügel und war, wie ein Kritiker nach der Eröffnung lobend hervorhob, durch die Tür „grade vollständig“ zu sehen (Valentin 1879, S. 120). Es wurde rechts von Macrino d’Albas dreiteiligem Altaraufsatz und links von der damals Jusepe de Ribera zugeschriebenen „Susanna im Bade“ flankiert – die wahrscheinlich nur aufgrund ihrer Größe miteinander korrespondierten. Darunter war Peruginos „Madonna mit Kind und Johannesknaben“ venezianischen Varianten von Giovanni Bellini und Cima da Conegliano gegenübergestellt, die Maria in halber Figur mit Kind und Heiligen kombinieren. Links davon wurde die Spannbreite noch einmal erweitert. Das Madonnenthema reichte hier vom ältesten Beispiel von Barnaba da Modena über Fra Angelico, Botticelli und damals als sienesisch geltenden Gemälden bis zur „himmelnden“ Maria des römischen Barockmalers Sassoferrato auf der Ostwand. Überraschenderweise wurde diesem Bild Andrea Mantegnas „Evangelist Markus“ zugesellt. Die Paarungen über die Grenzen von Zeit, Sujet und geographischem Raum hinweg erstaunen auch an anderer Stelle. Das damals als Velázquez-Original geltende „Bildnis der Infantin Margarita“ schien zu den venezianischen Porträts auf der Südwand zu vermitteln. Schwerer ist es, einen Bezug zwischen profanen Historien wie Veroneses „Mars und Venus“ und der Sieneser „Kreuztragung, Kreuzigung und Beweinung“ aus dem 15. Jahrhundert herzustellen. Es geht um den dekorativen Kontrast, aber es wird auch deutlich, dass die oberen und unteren Register vielfach losgelöst voneinander konzipiert worden sind.