Ein besonderes Thema dieses Raumes war das Licht. Verschiedene Lichteffekte zeichnen insbesondere die Gemälde aus, die der Besucher sah, wenn er das Kabinett von der Rotunde kommend betrat und die Westwand betrachtete.
Auf der westlichen Kabinettwand hingen in der unteren Bilderreihe zwei der beliebten nächtlichen Kanallandschaften Aert van der Neers: Auf der einen scheint der Mond durch Wolkenformationen, auf der anderen dämmert es gerade. Das Kircheninnere des Antwerpener Malers Pieter Neefs wird durch Kerzenschein erhellt. Nur eine Kerze und eine Laterne beleuchten das im Zentrum der Wand besonders hervorgehobene Gemälde von Gerard Dou. Ein heutiges Hauptwerk des Städel Museums war hingegen an den Rand gedrängt: Rembrandts „David spielt die Harfe vor Saul“, das ebenfalls mit den Effekten von Hell und Dunkel spielt, wurde zum Zeitpunkt der Städel-Eröffnung 1878 nicht dem Meister selbst, sondern Salomon Koninck zugeschrieben.
In dem übereck hängenden großen Stillleben, das damals noch als Original von Willem Kalf galt, fallen die Lichtreflexe auf den glänzenden Metallgefäßen besonders ins Auge. Bereits Goethe hatte das Bild, das 1923 vom Städel Museum verkauft wurde und sich heute in Köln befindet, als Sieg der Kunst über die Natur beschrieben.
Städel-Inspektor Gerhard Malß hat die Hängepläne für die Kabinette 3–6, in denen hauptsächlich niederländische Gemälde des 17. Jahrhunderts gezeigt werden sollten, mehrfach überarbeitet. Dabei änderte er die Nummerierung der Räume, allerdings so, dass sich die Wandtableaus nicht ohne weiteres von dem einen in den anderen Raum übersetzen lassen.
Die skizzierte Architektur weicht zudem – wie auch sonst in den Hängeplänen – gelegentlich von den tatsächlich gebauten Räumen ab. Dies erschwert die Interpretation der Quellen dann zusätzlich.
Daher haben wir uns bei der hier vorgelegten Rekonstruktionen entschieden, die Umnummerierungen zu ignorieren. Für Kabinett 5 haben wir zudem die Gemäldegruppen auf den Seitenwänden gegeneinander getauscht, da nur so den tatsächlichen Größenverhältnissen von Wänden und Türen entsprochen werden konnte. Dieser punktuell freie Umgang bei den Visualisierungen ist insofern gerechtfertigt, als kaum inhaltliche Gründe für die Reihenfolge der Kabinette erkennbar sind. In der umgesetzten Fassung verlagert sich allerdings der Schwerpunkt. Von der innerhalb der Gattungshierarchie niedrig angesiedelten Landschaft kommt man über das Bauerngenre und das bürgerliche Figurenstück zum höher bewerteten Porträt und Historienstück. In den einzelnen Kabinetten konnten sich die Besucher in der vergleichenden Betrachtung die jeweiligen Themen erschließen, wobei die leitenden ästhetischen Prinzipien der Hängung die symmetrische Pendantbildung einerseits und die Abwechslung andererseits blieben.