Im Seitenbau konnten Gemälde jenseits der kunsthistorischen Inszenierung in den Oberlichtsälen ausgestellt werden. Im ersten Zimmer hingen niederländische Gemälde. Diese hatten einen besonderen Schwerpunkt in den Sammlungen Johann Friedrich Städels und seiner Zeitgenossen gebildet.
Auf den ersten Blick sind kaum Hängeprinzipien zu erkennen – außer das Bestreben, möglichst viele Bilder dekorativ und damit symmetrisch anzuordnen. Aus dem Altdeutschen-Saal kommend, konnte der Besucher zuerst das einzige große holländische Historienstück sehen, „Boas übernimmt das Erbe Elimelechs“ (Inv. Nr. 581). Dessen Maler Jan Victors galt seinerzeit als Rubens-Schüler. Weitere großformatige Jagdstücke und Stillleben in der obersten Reihe müssen in diesem Zimmer von vergleichsweise intimen Abmessungen äußerst präsent gewirkt haben. Wer an Einzelvergleichen interessiert war, konnte in der Gruppe unter Victors’ Gemälde die Vielfalt der Landschafts- und Tiermalerei studieren. Es wurde allerdings weitgehend darauf verzichtet, die symmetrische Hängung konsequent bis hin zu motivischen Entsprechungen durchzuführen. Dies sieht man auf der langen Seitenwand: Einer flämischen Ansicht Antwerpens entsprach spiegelbildlich eine „Fröhliche Gesellschaft“, einem Porträt stand eine südliche Landschaft gegenüber. Vielleicht ging es hier gerade darum, Kontraste zu erzeugen, um die Vielfalt der niederländischen Malerei vor Augen zu führen.