Seit ihrer Entdeckung 1506 galt die hellenistische „Laokoon-Gruppe“ als unbestrittenes Hauptwerk der griechischen Plastik. Wie im Louvre unter Napoleon wurde ihr auch im Städel der zentrale Ehrenplatz eingeräumt. Über die Blickachse war sie mit der Kunst Raffaels in den Empfangsräumen, der Gemäldegalerie und nicht zuletzt der Büste des Stifters am anderen Ende der Raumflucht in eine direkte Beziehung gesetzt.
Vor den kräftigen roten Wänden strahlten die hellen Abgüsse von weiteren berühmten Skulpturen. Umlaufend war der Fries des Apollontempels von Phigalia-Bassae mit dem Amazonenkampf angebracht, dessen Original sich inzwischen im British Museum befand. Der „Apollo Belvedere“, der „Zeus von Otricoli“ und die „Artemis von Versailles“ rahmten die „Laokoon-Gruppe“ an der Stirnwand. Gegenüber waren eine damals als Castor und Pollux angesehene Zweiergruppe und der „Borghesische Fechter“ zu bewundern. Die zentralen Stellen der Längswände nahmen zwei männliche Akte ein, rechts der „Ares Borghese“, links der „Sandalenbinder Landsdowne“. Gemeinsam mit den beiden sie jeweils flankierenden Figuren verkörperten sie die Prinzipien von Ruhe und Bewegung, die Ursula Mandel als Leitmotive der kontrastierenden Gegenüberstellung ausgemacht hat (Mandel 1994, S. 240).
Von den Antikensälen können wir historische Fotos aus dem Jahr 1875 zeigen. Die Aufstellung folgt dem bereits 1833 entwickelten Konzept und wurde nur stellenweise nachträglich verändert und ergänzt.
Zur Eröffnung des Hauses am 15. März 1833 war allerdings noch nicht alles umgesetzt, was geplant war. So sah der 1833 veröffentlichte Raumplan zwischen den großen Figuren bereits kleinere Sockel mit Büsten vor. Die Abgüsse hauptsächlich von römischen Kaiserporträts wurden allerdings erst später geliefert. Die erhaltenen Fotos dokumentieren daher einen Wunschzustand, den die ersten Besucher 1833 in dieser Vielfalt noch nicht genießen konnten.
Nach Meinung eines unbekannten Kritikers fiel die Dekoration des zweiten Antikensaals gegenüber dem ersten deutlich ab.
„bunt und überladen“
Ähnlich wie im Altdeutschen- und im Italienersaal war die Decke mit Bildnismedaillons geschmückt, „jedes mit zwei Köpfen berühmter Griechen“. Wie im Altdeutschen-Saal gab es zusätzlich vier Deckenbilder.
Im Bildfeld über der „Laokoon-Gruppe“ stand in griechischen Großbuchstaben das Wort „XAIPE“. Dieser altgriechische Willkommensgruß war mit einem Lorbeerkranz geschmückt und von brennenden Fackeln umgeben. Über der Eingangstür konnte man die Leier des Musengottes Apoll erkennen. Die zeitgenössische Identifizierung der zentral an den Längswänden platzierten Figuren erklärt die weiteren Darstellungen: Philipp Veit hatte über „Jason“ (dem „Sandalenbinder Landsdowne“, eigentlich ein Hermes) an der Westwand ein Bildfeld mit dem Goldenen Vlies geplant. Dem als „Achilles“ geltenden „Ares Borghese“ wurde dessen von Homer beschriebener Schild zugeordnet. So wie „XAIPE“ für die Kunst und die Leier für die Poesie stehen sollten, versinnbildlichten das Vlies und der Schild „Verkehr und Leben der Griechen“ (Vorläufige Mittheilungen 1833, S. 8).
Der Kritiker des „Kunst-Blatts“ war allerdings enttäuscht. Er hatte Veits Entwurfszeichnung für den Achilles-Schild in dessen Atelier gesehen, der später frei im linken Empfangsraum aufgestellt werden sollte.
„Das unvollkommene Wandgemälde im 2ten Antiken Saale ließ nicht ahnen, welche einen Reichthum diese Komposition dem Auge aufthue.“