1816 Mittelzimmer

1816
Grundriss des 1. Obergeschosses

Südwand

Westwand

Nordwand


Architektur
als Blickfang

Der größte, zum Rossmarkt gerichtete mittlere Raum („Chambre du milieu“) war äußerst repräsentativ eingericht. Zwischen den Fenstern befanden sich Pfeilerspiegel (Trumeaux), über den Türen Bilder (Supraporten), alle wurden 1783 vom Frankfurter Maler Christian Georg Schütz d. Ä. (1718–1791) gestaltet. Ausgestellt waren im Wesentlichen Gemälde holländischer und flämischer Maler des 17. und Frankfurter Meister des 18. Jahrhunderts. Diesen hatte Städel noch Werke von italienischen Künstlern des 18. Jahrhunderts hinzugefügt. Den Blickfang bildeten Architekturstücke und Stadtveduten – von Rom und Frankfurt.

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Porträts waren ein charakteristisches und wiederkehrendes Element in Städels Hängung. Sie befanden sich im oberen Register der Gemäldewände, meist mittig angeordnet. Dieses Mittel wandte man auch in anderen europäischen Galerien an wie beispielsweise in der Schönbornschen Sammlung auf Schloss Weißenstein bei Pommersfelden. Das Zentrum der Wand bestimmten in der Regel großformatige Werke aus höherrangig betrachteten Bildgattungen wie der repräsentativen Historienmalerei. Bei Städel waren es jedoch große Architekturstücke, die aufgrund des zentralen Hängungsortes als erhabene Hauptwerke des Raumes gewirkt haben müssen. Um diesen jeweils mittig platzierten Blickfang herum waren kleinere Landschaften und Genrestücke gruppiert. Der Schornstein in diesem Raum war ebenfalls mit Werken geschmückt.

Entsprechungen innerhalb der symmetrisch angelegten Wände konnten durch Pendants hergestellt werden. Dabei handelte es sich um Gemälde, die entweder bereits vom Künstlern paarig als Gegenstücke angelegt oder die erst nachträglich zu solchen gemacht worden waren. Zwei römische Motive, die als Werke von Giovanni Paolo Pannini galten, muss Städel bereits als Pendants gekauft haben (Inv. Nr. 27 und 38). Diese kombinierte er mit dem „Römerberg“, einer Frankfurter Vedute seines Zeitgenossen Christian Georg Schütz (Inv. Nr. 14) sowie einer Ansicht des Bentheimer Schlosses des Niederländers Jan Wijnants (Inv. Nr. 58). Diese beiden Gemälde wurden durch ihr Format und Sujet als Gegenstücke zu Panninis Veduten eingesetzt. Obgleich sie auf vier verschiedene Wände platziert worden waren, bildeten sie doch eine raumumspannende Einheit.

Indem Städel den einheimischen Frankfurter Maler Schütz als ebenbürtig mit dem spätbarocken italienischen Ruinenmaler Pannini präsentierte, mag der Sammler versucht haben, den Rang von Schütz zu erhöhen. Dieser Tendenz konnte man übrigens kurz zuvor bereits im Pariser Palais du Luxembourg begegnen, wo Teile der königlichen Sammlung zwischen 1750 und 1779 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Dort wurden die Werke französischer Zeitgenossen mit denen anerkannter italienischer Meister kombiniert – mit der ausgesprochenen Absicht ihrer Aufwertung.