Die Gemälde im großen östlichen Oberlichtsaal sind wie die Werke des benachbarten Veit-Saals vorwiegend vor 1850 entstanden. Sie stellten allerdings eine ästhetische und inhaltliche Alternative dar.
Statt des konfessionell-katholisch verstandenen Ideals der italienischen Renaissance herrschte eine eher nordisch, und damit protestantisch verstandene Monumentalität vor. Dies zeigte sich besonders an der südlichen Hauptwand, wo Carl Friedrich Lessings „Johann Hus zu Konstanz“ von zwei Landschaften von Andreas Achenbach und Albert Zimmermann gerahmt wurde. Lessing und Achenbach waren Protagonisten der Düsseldorfer Malerschule, die Naturstudium und dramatische Inszenierung miteinander verbanden. Die räumliche Anordnung ihrer Werke als zeitgenössische Entsprechung zum Rembrandt-Saal war überaus sinnfällig, denn sie bezogen zahlreiche formale Anregungen von der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Deren Dimensionen wurden noch einmal gesteigert – museumsgerecht, denn viele Gemälde waren (wie auch im Veit-Saal) Auftragswerke oder wurden direkt aus den Ateliers der Künstler gekauft.
An den Plänen für den großen Oberlichtsaal im Osten sind drei verworfene Planungsphasen abzulesen.
Ein erster Plan wurde vollständig gestrichen. Bei einem zweiten Hängeplan folgte auf Bleistiftnotizen eine abweichende Festlegung mit violetter Tinte, die sodann mit ausgeschnittenen, schwarz beschrifteten Papierplatzhaltern überklebt wurde. Diese Version weist allerdings Widersprüche auf; ein Gemälde wurde sogar doppelt verplant.
Aus Mangel an Alternativen haben wir dennoch die letzte Planungsphase visualisiert – sind uns aber der Tatsache bewusst, dass es sich höchstwahrscheinlich nur um einen Planungsentwurf handelt.
Unwahrscheinlich ist beispielsweise, dass ein Hauptwerk zur Eröffnung 1878 nicht ausgestellt gewesen sein sollte: „Der Triumph der Religion in den Künsten“ von Friedrich Overbeck (Inv. Nr. 892) war bezeichnenderweise in einer früheren Planungsphase als Gegenstück zu Lessings „Hus“ im großen Oberlichtsaal vorgesehen, der damit nazarenische und „realistische“ Positionen bewusst vermischt hätte. Der dem Verzeichnis von 1879 beigegebene Grundriss erwähnt in den Eckpavillons die Namen Overbeck und Schadow. Zu überlegen wäre daher, ob Overbecks Gemälde (und Schadows „Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen“) anstelle der großen Kartons hingen – doch wo wären diese dann zu verorten?