1833 Zweites Seitenzimmer

1833
Grundriss des 1. Obergeschosses

Westwand

Ostwand

Südwand


Kunst
der Gegenwart

Mit nur zwei Fenstern war das kleinste Zimmer im Seitenbau geeignet, die Hauptwerke eines aktuellen Sammlungsschwerpunkts aufzunehmen: Kartons der prominenten Zeitgenossen Julius Schnorr von Carolsfeld, Philipp Veit und Carl Heinrich Hermann.

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Als „Kartons“ bezeichnet man die in Originalgröße gezeichneten Vorlagen für Fresken, mit deren Hilfe das Motiv auf die Wand übertragen wurde. Die Ausmalung ganzer Räume mit ambitionierten Historienszenen war ein besondere Spezialität der Nazarener. Von 1815 bis 1817 statteten die „Lukasbrüder“ den Empfangsraum im Haus des preußischen Generalkonsuls Bartholdy in Rom mit einem Zyklus zur Josephsgeschichte aus (heute Alte Nationalgalerie, Berlin). Zu den beteiligten Künstlern gehörte auch Philipp Veit, dessen Entwurf für die „Sieben fetten Jahre“ das Kunstinstitut 1831, kurz nach seiner Ernennung zum Inspektor, ankaufte. Ein zweites prominentes Ensemble nazarenischer Kunst in Rom stellten die bedeutenden Dichtern gewidmeten Fresken im Casino Massimo dar. Ein Raum war Dante, ein zweiter Tasso, der zentrale aber Ariost gewidmet. Diesen gestaltete Julius Schnorr von Carolsfeld zwischen 1822 und 1827. Von den insgesamt elf seiner 1830/31 angekauften Kartons konnte an der Neuen Mainzer Straße nur ein Bruchteil ausgestellt werden.

Verzeichnis 1835, S. 86

Grundlagen
der Rekonstruktion

Die Rekonstruktion dieses Raumes ist hypothetisch. Aus den Publikationen des Kunstinstituts erfährt man nur, dass im zweiten Zimmer des Seitenbaus 1835 „eine Anzahl Cartons ausgeführter Fresko-Bilder von neuern Meistern“ ausgestellt gewesen sei.

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Der anonyme Kritiker des „Kunst-Blatts“ hatte bereits im März 1834 mitgeteilt, dass er „Schnorrs Arbeiten in der Villa Massimi; Veits sieben fette Jahre aus der Casa Bartholdy; Herrmanns große Komposition, Ludwig der Bayer, u.s.w.“ gesehen habe (Kunst-Blatt 1834, S. 84). Allerdings bezieht er sich damit auf das dritte Zimmer im Seitenbau, dem sich ein Saal für „Bilder jetzt lebender Künstler“ anschlösse. Diese kunsthistorisch wesentlich logischer erscheinende Aussage widerspricht der Tatsache, dass wir durch Hängepläne und Gemäldeverzeichnis von 1835 wissen, dass das dritte Zimmer insbesondere Frankfurter Malern des 18. Jahrhunderts vorbehalten war. Schließlich macht es auch dessen Anlage mit drei Türen und Fensterfront unwahrscheinlich, dass die großformatigen Kartons hier, und nicht im zweiten Zimmer des Seitenbaus, untergebracht waren. Bleibt die Auswahl der Werke: 1844 wurden sechs Kartons aus Schnorrs Ariost-Folge gezeigt. Diese haben wir in der hier vorgeschlagenen Rekonstruktion mit den im „Kunst-Blatt“ genannten Werken zusammengeführt – soweit sie Eingang in die Inventarbücher gefunden haben, gab es 1833 auch keine weiteren Kartons in der Sammlung. Für die Verteilung im Raum entscheidend war der zur Verfügung stehende Platz.