Raffael dominierte auch den rechten Empfangsraum, an den sich die Gemäldegalerie anschloss. Zur festen Ausstattung gehörten Volpatos kolorierte Drucke nach Raffaels berühmter Ausmalung der päpstlichen Stanzen. In Wechselrahmen wurden in wöchentlichem Wechsel lichtempfindliche Handzeichnungen aus dem Fundus der Graphischen Sammlung gezeigt.
Die Auseinandersetzung mit Raffaels „Schule von Athen“, der „Disputa“ oder dem „Borgobrand“ war nach zeitgenössischer Auffassung für die Ausbildung von Kunstkennerschaft unverzichtbar. Die von Giovanni Volpato herausgegebenen Nachstiche wurden im Wechsel mit Innenansichten römischer Kirchen arrangiert. Eine Zeichnung rechts neben der Tür zum Niederländersaal gab den Ton für die zeitgenössische Aneignung der italienischen Vorbilder vor: Hier war das „Jüngste Gericht“ des Münchner Hauptvertreters der Nazarener, Peter von Cornelius, ständig zu sehen.
Dieses und die beiden anderen Mittelzimmer dienten „dem Publikum zugleich als Conversations-Zimmer“ (Kunst-Blatt 1834, S. 72). Man konnte sich hier also unterhalten – über die Grundlagen der Kunst, neuere Entwicklungen und sicher auch andere Dinge. Im westlich angrenzenden Raum war die Bibliothek des Museums untergebracht.
Der Blick in die Empfangsräume zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der virtuellen Rekonstruktion auf.
Für diese Räume gibt es keine Hängepläne. Zudem erwähnen die um 1833 erschienenen Publikationen nur summarisch, was hier ausgestellt war. Unter der Annahme, dass sich in den Mittelzimmern seit der Eröffnung im Jahre 1833 wenig veränderte, wurde als zusätzliche Informationsquelle das „Verzeichniss der öffentlich ausgestellten Kunst-Gegenstände“ von 1844 hinzugezogen.
In Kenntnis der Sammlungsbestände und der durch den Grundriss bekannten räumlichen Gegebenheiten kann damit ein plausibler Hängevorschlag präsentiert werden. Im Detail bleibt er freilich spekulativ. Einen wichtigen Ausgangpunkt bilden die Wandabschnitte, die man mit der Ansicht, die Mary Ellen Best 1835 anfertigte, abgleichen konnte. So getreu Best in einzelnen Details gewesen sein mag, wird aber auch deutlich, dass ihr Aquarell einen anderen Raumeindruck vermittelt. Dies liegt daran, dass sie die Räume wesentlich niedriger dargestellt hat, als sie nachweislich waren.