1878 Südwestliche Galerie

1878
Grundriss des 1. Obergeschosses

Westwand

Nordwand links

Nordwand Mitte

Nordwand rechts

Ostwand


Schnorr von Carolsfeld
und die Stanzen Raffaels

Den Besucher der südwestlichen Galerie dürfte bereits die schiere Größe der ausgestellten Werke beeindruckt haben: Er konnte hier einen Teil der Entwürfe sehen, die Julius Schnorr von Carolsfeld für die Ausmalung des zentralen Saals im Casino Massimo in Rom gezeichnet hatte.

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Schnorrs Thema war Ariosts „Rasender Roland“, ein italienisches Renaissanceepos, das die Heldentaten des berühmten Paladins Karls des Großen feierte. Auf der Längswand des Raumes sah man links zunächst die in der Schlacht gefallenen Getreuen Rolands, Brandimarte und Zerbino mit ihren Frauen, im Zwickel einen fliehenden Amor. Dessen Gegenstück, der freundliche Amor, begleitet die um die rechte Tür platzierten Kartons mit den Frauen im Leben des sarazenischen Helden Rüdiger, der die Christin Bradamante liebt. Der Untergang des sarazenischen Heers in der Schlacht von Lipadusa – links gezeigt – ermöglicht es Rüdiger schließlich, Bradamante zu heiraten. Die Trauung wird vor dem Thron Kaiser Karls des Großen besiegelt, zu dem das Paar von rechts, der Held Roland von links hinzutritt. Dieser Karton, der den Endpunkt der Geschichte markiert und für das Deckenfresko im Casino Massimo bestimmt war, stand im Zentrum der Wand. Er ist heute, wie die meisten anderen Zeichnungen Schnorrs auch, verloren.

Die herausragende Bedeutung, die man Schnorrs Zeichnungen beigemessen hat, zeigt sich an den sie begleitenden Graphiken. Denn an beiden Schmalseiten des Raumes waren kolorierte Nachstiche nach den Fresken, die Raffael für die Stanzen im Vatikan geschaffen hatte, ausgestellt. Der Durchblick, den die Tür neben der „Schule von Athen“ und der „Disputa“ in den südwestlichen Eckpavillon gewährte, rundete das Ausstellungserlebnis ab: Hier wurde der Bogen vom nazarenischen Ideal zurück zu den vorbildlichen italienischen Renaissance-Originalen geschlagen.


Grundlagen
der Rekonstruktion

Der Hängeplan der südlichen Galerien wurde von Inspektor Malß zwei- oder dreimal überarbeitet.

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Im östlichen Raum wurde auf ursprünglich geplante Ausstellungsschränke zugunsten von zusätzlicher Hängefläche verzichtet.
In der westlichen Galerie dürfte die Platzierung der großformatigen Kartons nicht nur daran gescheitert sein, dass Schnorr von Carolsfelds „Hochzeit zu Kana“ (Inv. Nr. 1012) starke Beschädigungen erlitten hatte. Dieses Werk hätte schon wegen seiner Größe keinen Platz unter den darüber vorgesehenen Kartons gehabt.

In einem weiteren Überarbeitungsschritt fügte Malß rechts von Schnorr von Carolsfelds „Fest Karls des Großen (Rüdigers Hochzeit mit Bradamante)“ eine farbige Zeichnung von Peter von Cornelius ein. Er versäumte es allerdings, das „Jüngste Gericht“ (Inv. Nr. 900) im Plan der östlichen Galerie zu streichen.

Hängeplan der beiden südlichen Galerieräume (oben die Galerie im Westflügel, unten die Galerie im Ostflügel)