1878 Kabinett 4

1878
Grundriss des 1. Obergeschosses

Ostwand

Südwand

Westwand


Jan Steen
vs. David Teniers

An den Seitenwänden dieses Kabinetts standen sich die Meister des Bauerngenres gegenüber: der Flame David Teniers d. J. und der Holländer Jan Steen.

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Der zu allen Zeiten hochgeschätzte David Teniers d. J. war an der rechten Wand mit vier Gemälden vertreten. Der „Hieronymus“ sowie der „Raucher im Bauernwirtshaus“ in der unteren Reihe waren erst gut zehn Jahre zuvor aus der fürstlichen Sammlung derer von Schönborn ins Haus gekommen. Die „Landschaft mit melkender Magd und Hirte“ befand sich bei der Eröffnung 1878 sogar erst zwei Jahre in der Sammlung. Flankiert wurde sie von den feinmalerischen Bauerninterieurs des Cornelis Bega. Auf der gegenüberliegenden Wand war eine genrehaft wirkende alttestamentliche Szene Jan Steens zu sehen: „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“. Von diesem holländischen Maler stammen auch zwei derbe Wirtshausszenen. Sie rahmten auf der unteren Reihe die „Operation am Fuß“ und die „Operation am Rücken“ von Adriaen Brouwer. Gleichsam zur Beruhigung der heftigen Gefühlswallungen wurde in ihrer Mitte eine heitere Waldlichtung von Adriaen van de Velde platziert.

Hängeplan des Kabinetts 6
Auch wenn Inspektor Malß die Raumbezeichnung von VI auf III verändert hat, kann die Hängung dennoch nicht im dritten Kabinett erfolgt sein: Dort gab es keine Tür an der Stirnseite.

Grundlagen
der Rekonstruktion

Städel-Inspektor Gerhard Malß hat die Hängepläne für die Kabinette 3–6, in denen hauptsächlich niederländische Gemälde des 17. Jahrhunderts gezeigt werden sollten, mehrfach überarbeitet. Dabei änderte er die Nummerierung der Räume, allerdings so, dass sich die Wandtableaus nicht ohne weiteres von dem einen in den anderen Raum übersetzen lassen.

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Die skizzierte Architektur weicht zudem – wie auch sonst in den Hängeplänen – gelegentlich von den tatsächlich gebauten Räumen ab. Dies erschwert die Interpretation der Quellen dann zusätzlich.

Daher haben wir uns bei der hier vorgelegten Rekonstruktionen entschieden, die Umnummerierungen zu ignorieren. Für Kabinett 5 haben wir zudem die Gemäldegruppen auf den Seitenwänden gegeneinander getauscht, da nur so den tatsächlichen Größenverhältnissen von Wänden und Türen entsprochen werden konnte. Dieser punktuell freie Umgang bei den Visualisierungen ist insofern gerechtfertigt, als kaum inhaltliche Gründe für die Reihenfolge der Kabinette erkennbar sind. In der umgesetzten Fassung verlagert sich allerdings der Schwerpunkt. Von der innerhalb der Gattungshierarchie niedrig angesiedelten Landschaft kommt man über das Bauerngenre und das bürgerliche Figurenstück zum höher bewerteten Porträt und Historienstück. In den einzelnen Kabinetten konnten sich die Besucher in der vergleichenden Betrachtung die jeweiligen Themen erschließen, wobei die leitenden ästhetischen Prinzipien der Hängung die symmetrische Pendantbildung einerseits und die Abwechslung andererseits blieben.

Hängeplan des Kabinetts 4