1878 Kabinett 1

1878
Grundriss des 1. Obergeschosses

Westwand

Ostwand

Südwand


Dürer
contra Cranach

Im ersten Kabinett scheint ein Künstlerwettstreit inszeniert worden zu sein: Auf der prominenteren Ostwand hingen drei Gemälde Albrecht Dürers, gegenüber fünf Bilder Lucas Cranachs d. Ä.

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Albrecht Dürer galt damals als der bedeutendste deutsche Renaissancekünstler; seine Statue schmückte neben der Holbeins d. J. bekanntlich das Hauptportal des neuen Museumsgebäudes. Von Dürer konnte der Besucher „Hiob auf dem Misthaufen“ bewundern, ein Fragment aus einem größeren Altarretabel. Es hing zwischen Dürers sogenannter „Fürlegerin“ und dem Bildnis seines Vaters, das heute allerdings nur mehr als spätere Kopie eingeschätzt wird. Das Cranach-Ensemble bestand aus einer „Madonna mit Kind“, einer „Kreuzigung“ sowie zwei später verkauften Fürstenporträts. Als jüngste Erwerbung war Cranachs „Venus“ am 31. Juli 1878 als Geschenk des langjährigen Administrators Moritz Gontard zur Eröffnung des Neubaus in die Sammlung gekommen – gerade noch rechtzeitig, um ihren Platz höchstwahrscheinlich rechts des Durchgangs zum Eckkabinett zu finden.

Dieser höchst erotische Renaissance-Akt fand ein kongeniales Gegenstück auf der gegenüberliegenden Wand – die „Zwei Hexen“ des Dürer-Schülers Hans Baldung Grien. Dieses Gemälde, vom Städel Museum nur wenige Monate vor der Eröffnung des Neubaus am Schaumainkai erworben, galt damals als Darstellung der himmlischen und der irdischen Liebe.